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Baron Reinhard von König-Fachsenfeld

 

Meine ersten Kontakte in das Haus König-Fachsenfeld waren durch eine schriftliche Anfrage. Nach mehreren Telefonaten bat ich um einen persönlichen Termin beim Baron. Seine Sekretärin Frau Kusseluh war rührend um Ihren Chef besorgt. Ein Tag vor Silvester 1991 erhielt ich nun einen Termin beim Baron. Es war ein trüber nasskalter Tag, an welchen ich nach Aalen-Fachsenfeld fuhr. Nun eine Person zu besuchen, welche dem Ort den Namen gab oder andersrum war schon was besonderes. Sichtlich beeindruckt war ich als ich die Adresse anfuhr und das Schloss Fachsenfeld erblickte. Es machte einen verträumten, idyllischen Eindruck, in welches nur selten Gäste kommen. Durch die Toranlage gelangte man auf den gekiesten Vorplatz des Schlosses. Im Gepäck hatte ich wie üblich bei solchen Besuchen große Fotos von Steigerwagen und mein Fotoapparat. Eine altmodische Glocke am Portal störte die Ruhe, welche in der Luft lag. Frau Kusseluh, die freundliche Sekretärin öffnete mir und bat mich in der Halle zu warten. Die Temperatur war im Gebäude ähnlich wie die Nasskalte draußen. Die Halle war geprägt durch museale Relikte aus vergangener Zeit, welche an Schlachten und Jagten erinnerten. Es standen sogar kleine Kanonen in der Halle. Welche, wie ich erfuhr von der einstigen Bodenseeflotte stammen. Die Zeit verging als mich Frau Kusseluh herauf bat. Auf dem Weg nach oben fragte ich noch wie der Baron angesprochen werden möchte, sie sagte einfach Baron! Ich wurde durch eine Bibliothek mit einem kleinen Schreibtisch geführt, wohl der Arbeitsplatz von Frau Kusseluh. Sie bat mich in das nächste Zimmer, wo Baron König-Fachsenfeld  mich empfing. Ein sehr alter Mann saß in einem mächtigen, stark gebrauchten Lehnsessel am Fenster. Die Aussicht auf den Park und den Weiher waren ein Gemälde für sich. Der Baron hatte einen Verband am Kopf und war durch sein hohes Alter gebrechlich. Sein Zimmer war recht bescheiden ausgestattet, es hat eigentlich nicht in das Schloss gepasst. Aber so war der Charakter des Baronen – sehr bescheiden und genügsam und bürgerlich. Er strahlte dennoch adelige Lebenserfahrung aus vor welcher man respektvoll gegenüber steht. 

Unmittelbar nach der Begrüßung stellte mir der Baron eine entscheidende Frage, welche für ihn Bedingung für ein weiteres Gespräch war. Er wollte nicht unsinnig seine Zeit verplempern. Nun wollte er von mir wissen, welche Bohrung und Hub der Steigermotor hat. Ich antwortete mit der Gegenfrage, ob er den 10/50er, 11/55er oder den 12/70 PS Motor meine. Denn diese unterscheiden sich durch 72 mm ,75 mm und  76 mm Durchmesser. So waren wir schon im Gespräch!

 

 

 

 

 

1. und 3. Preis - Solitude Stuttgart am 18. Mai 1924

Er bat mir aus einer edlen Pralinenschachtel Süßes an. Er öffnete sie und es kamen Schokoblättchen für Kuchendekoration hervor. Auch eine Zigarre oder Cognac lehnte ich dankend ab, alles weit außerhalb meines Geschmackes! Die gekränkte Gastfreundschaft konnte ich durch die mitgebrachten Steiger-Bilder wett machen. Die fast Zeitungsgroßen Bilder waren sehr gut geeignet, da der Baron, wie ich vermutete auch mit den Augen Probleme hatte. Auch hier wurde so die Türe in die 20er Jahre geöffnet. Er erzählte sofort von seinen Rennerfahrungen und seinen Steigerwagen, welchen er bis heute vermisse. Er selbst fuhr vor wenigen Jahren immer einen VW-Käfer. Baron König-Fachsenfeld erinnerte sich gut an die alte Zeit. Jedoch das aktuelle bereitete ihm schon Probleme. Er bat mir öfters seine Zigarren und die „Pralinen“ an, nicht zu vergessen der Cognac!

Die Unterhaltung war für mich sehr informativ. Immer wieder beordere er seine Sekretärin dies und jenes Album zu holen. Aus welchen ich die Fotos abfotografieren durfte. Vom Baron durfte ich schließlich auch noch ein Foto fertigen, jedoch unter schweren fotografischen Voraussetzungen. Ohne Blitz und mit Gegenlicht. So hat wohl das letzte Bild vom Baron seinen Charakter. Im Anschluss nach dem Besuch beim Baron führte mich Frau Kusseluh noch durch die wesendlich größere Bibliothek  im Schloss in die Galerie. Ich war erstaunt, daß der ältere Herr unten in den bescheidenen Zimmern eine derartige Kunstsammlung besitzt. Leider verstarb Baron Reinhard von König-Fachsenfeld wenige Monate später am 09. März 1992.

Bereits zu Lebzeiten hatte der Baron sein Besitz in die Stiftung-Fachsenfeld eingebracht. So daß das ganze Schloss mit der Kunstsammlung heute ein Museum von besonderem Rang darstellt. Ein Besuch kann ich hier unbedingt empfehlen. Wenn Sie eine Führung durch das Schloss mitmachen, dann werden Sie sich an einige der obigen Sätze erinnern. Ein Besuch im Schloss Fachsenfeld empfehle ich sehr.

Link zum Schloss Fachsenfeld

 

Link zur Wikipedia-Biographie von Baron Reinhard König-Fachsenfeld

Reinhard von Koenig-Fachsenfeld

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Manfred von Brauchitsch 1932 im Mercedes SSKL auf der Berliner AVUS

Reinhard Freiherr von Koenig-Fachsenfeld (* 19. März 1899 in Stuttgart; † 9. März 1992) war ein deutscher Ingenieur, Erfinder, Automobil-und Motorradrennfahrer.

Leben

Freiherr Reinhard Koenig-Fachsenfeld wurde als Sohn von Freiherr Franz Koenig-Fachsenfeld 1899 in Stuttgart geboren. Er besuchte das Gymnasium in Stuttgart und studierte anschließend an der TH Stuttgart. Als Rennfahrer gewann er Motorrad- und Autorennen. 1924 wurde der Stuttgarter auf Cotton in der 250-cm³-Klasse erster Deutscher Motorrad-Straßenmeister der Geschichte. Im Jahr 1925 gewann er auf der Solitude und brach Geschwindigkeitsrekorde. Dadurch motiviert, beschäftigte er sich intensiv mit der Fahrzeugaerodynamik. In den späten 1920er Jahren übernahm er die deutscher Repräsentanz von Paul Jaray, der 1922 die ersten, grundlegenden Patente zur Fahrzeugaerodynamik angemeldet hatte. Anfang der 1930er Jahre wandte er sich von Jaray ab und begann in Verbindung mit dem FKFS in Stuttgart mit eigenen Untersuchungen zur Fahrzeugaerodynamik. Im Rahmen dieser Arbeiten entwarf er eine ganze Reihe von Renn- und Rekord- und Versuchsfahrzeugen. Darüber hinaus entwarf er Stromlinienkarrosserien für Limousinen, die auf Chassis renommierter Hersteller aufgesetzt wurden.

Sein größter Erfolg war der Sieg Manfred von Brauchitschs mit einem von ihm aerodynamisch optimierten Mercedes SSKL auf der AVUS in Berlin 1932, der beim bekannten Karosseriebauer VETTER in Stuttgart realisiert wurde. Unter seiner Federführung entstand auf Basis eines Maybachs SW 38 ein Stromlinienwagen, der von der Firma Fulda bei der etablierten Karosserieschmiede Dörr und Schreck in Frankfurt in Auftrag gegeben wurde. Dieser Wagen mit Sport-Karosserie wurde für Reifenversuche bei der Firma Fulda eingesetzt und erreichte Dank der aerodynamisch optimierten Karosserie schon damals eine Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h . Der Wagen ist seit dem Krieg verschollen. Im Rahmen der Markteinführung eines neuen Hochgeschwindigkeitsreifens dem Fulda Carat Exelero erinnerte man sich bei den Fuldawerken wieder an das Projekt und nahm erneut Kontakt zu Maybach auf. Daraufhin entstand auf Basis eines Maybach 57 S der Maybach Exelero.

Durch seine Forschungen war er Inhaber zahlreicher Patente.

1982 gründete Freiherr Reinhard von Koenig-Fachsenfeld die Stiftung Schloss Fachsenfeld. Auf Schloss Fachsenfeld gibt eine Dauerausstellung einen Einblick in seine grundlegenden Arbeiten auf dem Sektor der Fahrzeugaerodynamik.

Veröffentlichungen

Weblinks