
| Schüler der Gewerblichen Schule 
		Ehingen besuchen Steiger in Burgrieden Experte führt Klasse zurück in die goldenen Zeiten des Automobils - Historische Automarke ist heute nur noch wenigen Oldtimerfreunden bekannt. Ehingen - Die Automarke Steiger ist heute nur noch wenigen Oldtimerfreunden bekannt. In den 1920er Jahren zählten die exklusiven Fahrzeuge aus Burgrieden bei Laupheim dagegen zum Fuhrpark vieler prominenter Kunden - neben UFA-Filmstars und Industriellen soll selbst Reichspräsident von Hindenburg einen Steiger besessen haben. Was da in Burgrieden bis 1926 gerade nicht vom Band lief, sondern noch in handwerklicher Qualitätsarbeit entstand, hatte bis zu 70 PS und fuhr maximal 140 Stundenkilometer, kostete aber auch fünfmal so viel wie der berühmte Ford Model T "von der Stange". Eine 12. Klasse des Technischen Gymnasiums der Gewerblichen Schule Ehingen hat sich gemeinsam mit dem Laupheimer Steiger-Experten Michael Schick auf Zeitreise begeben. Anhand des jüngst in zweiter Auflage erschienenen Steiger-Buches von Michael Schick hatten sich die Schüler in einem mehrwöchigen überfachlichen Unterrichtsprojekt bei ihrem Physiklehrer Hartmut Metzger und ihrem Geschichtslehrer Marc Kalwellis schon intensiv mit der Firmengeschichte des Burgriedener Betriebes in Kaiserreich, Erstem Weltkrieg und Weimarer Republik beschäftigt: 1906 als Zweigniederlassung der Textilfirma Steiger & Deschler aus Ulm-Söflingen gegründet, reparierte man als Rüstungsbetrieb im Krieg Jagdflugzeuge und produzierte Munition. Bei Kriegsende mit genügend Werkzeugmaschinen, Metallfacharbeitern und Kapital ausgestattet, entschied sich Firmenchef Walther Steiger (1881-1943) zum Bau von Autos. Bis zur Insolvenz 1926 wurden in dem kleinen Ort an der Rot ca. 2000 Fahrzeuge produziert - technisch auf der Höhe der Zeit, betriebswirtschaftlich aber zu ineffizient, um mit der Fließbandkonkurrenz mithalten zu können. Nach der Theorie im Klassenzimmer folgte vor Ostern die Praxis. Die Klasse besuchte Michael Schick privat, um dessen in drei Jahrzehnten zusammengetragene Sammlung von alten Fotos, Werbematerialien und sonstigen Überbleibseln der Firma Steiger in Augenschein zu nehmen. Glanzstück der Sammlung ist ein 50 PS-Originalmotor von 1921, der sofort die Aufmerksamkeit der Schüler weckte. "So etwas sieht man nicht alle Tage" waren sich alle einig, zumal es nur noch zwei fahrtaugliche Steigerwagen im Privatbesitz gibt. Ein Rundgang über das ehemalige Burgriedener Firmengelände, wo die knapp 110 Jahre alten Jugendstil-Fabrikhallen eine ganz eigene Atmosphäre vergangener Industriekultur erfahrbar machen, führte der Klasse durch den Vergleich mit alten Fotos vor Augen, was sich in unserer alltäglichen Umgebung mit der Zeit alles verändert - und was nicht. Bei der abschließenden Besichtigung des "Steiger-Zimmers" in der Sammlung des Historischen Vereins Burgrieden (wo unter anderem ein Modell des Betriebes im Weltkrieg sowie das Funktionsmodell eines Steigermotors im Maßstab 1:2,5 zu sehen sind) wurde deutlich, dass sich auch die Gemeinde bis heute gerne an die nostalgischen Zeiten exklusiver Oldtimer aus unserer Region erinnert. Schwäbische Zeitung vom 29.04.2017  | 
	
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		 Schülerprojekt: Von der Textilappretur zum Automobilhersteller - die Geschichte der Firma Steiger Burgrieden  | 
	
Betreut wurde das Projekt von Oberstudienrat Hartmut Metzger (Physik) und Studienrat Marc Kalwellis (Geschichte). Die Namen der Schüler lauten:  | 
	
| Jona Blass | Nico Braig | Marius Häbe | Emmanuel Häfele | 
| Tim Keck | Dennis Koch | Stefan Nadler | Tim Niederer | 
| Julius Singer | Tobias Stauß | Sven Wilhelm | Julian Will | 
| Dominik Wirth | 
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		Von der Textilappretur zum Automobilhersteller – die Geschichte der 
		Firma Steiger in Burgrieden 
		Die Familie Steiger stammte ursprünglich aus 
		dem Schweizer Kanton St. Gallen, von wo aus die Eltern des späteren 
		Firmengründers 
		1840 in den Ravensburger Raum 
		übersiedelten und eine Weberei eröffneten. Ulrich Steiger Sen. 
		(1837-1921) blieb diesem Handwerk treu, er gründete am 1. Januar 1868 
		mit zwei Geschäftspartnern eine Feinweberei in Ulm-Söflingen als Steiger 
		& Deschler OHG. Für seinen dritten Sohn Walther (1881-1943) kaufte 
		Ulrich Steiger Sen. 1906 eine Wassermühle am Fluss Rot in Burgrieden, wo 
		in den folgenden Jahren eine Appretur und Färberei zur Stoffveredlung 
		entstand. Für den Standort in Burgrieden hatte man sich u.a. 
		entschieden, weil das Wasser der Rot einerseits sehr weich und deshalb 
		gut für das Bleichen und Färben von Stoffen ist und andererseits als 
		Energiequelle der Mühle diente. Auf dem Burgriedener Gelände wurden 
		1906/07 eine Fabrikhalle, ein Turbinen- und ein Kesselhaus auf einer 
		Fläche von ca. 16.000 m² errichtet. Als 1914 der 
		Erste Weltkrieg ausbrach, wurde das Unternehmen von der Heeresverwaltung 
		dazu verpflichtet, beschädigte Jagdflugzeuge zu reparieren. Dazu 
		errichtete man östlich vom bestehenden Steigerwerk hölzerne 
		Flugzeughallen. Auf der Wiese davor starteten und landeten die 
		Flugzeuge. Mit staatlicher Hilfe wurde die Firma also zu einem 
		metallverarbeitenden Rüstungsunternehmen, das bald auch mit der 
		Massenherstellung von Granaten und Bombenzündern begann. Die 
		Heeres-verwaltung hatte bereits für die Errichtung der Hallen gesorgt 
		und dem Betrieb zwangsverpflichtete Facharbeiter zugeführt (wodurch sich 
		die Belegschaft auf rd. 700 Arbeitnehmer verdoppelte), für die 
		Munitionsproduktion stellte man nun auch Dreh-, Bohr- und Fräsmaschinen 
		zur Verfügung. Die Firma Steiger profitierte also massiv vom Krieg und 
		der Zusammenarbeit mit dem Militär, für das sie bis Ende 1918 278 
		Jagdflugzeuge instandsetzte und Zehntausende Stück Munition produzierte. 
		Im Krieg wurde das Produktions- und 
		Dienstleistungsangebot von Steiger 
		immer weiter ausgebaut: Dank der 
		„neugewonnenen“ Metallfacharbeiter begann man mit der Reparatur von 
		Flugzeugmotoren und erhielt kurz vor Kriegsende sogar den nicht mehr 
		erfüllbaren Auftrag zum Bau von 400 Flugzeugen. Eine andere Neuerung 
		wurde für die Zukunft der Firma bedeutender: Angesichts des Frontbedarfs 
		an Artillerieschleppern und des zivilen Bedarfs an Traktoren in der 
		Landwirtschaft (vor dem Hintergrund der Versorgungskrise im Ersten 
		Weltkrieg) hatte der 1916 bei Steiger zwangsverpflichtete Konstrukteur 
		Paul Henze (1880-1966) im gleichen Jahr einen Motorschlepper entworfen, 
		von dem nur der Prototyp gebaut wurde – das erste, noch von einem 
		Flugzeugmotor angetriebene Fahrzeug der Firma Steiger. Aus der Idee vom 
		Motorschlepper entwickelte sich im Kriegsjahr 1917 die Idee zum Bau 
		eines Automobils, dessen erster Prototyp im November desselben Jahres in 
		Burgrieden fertiggestellt wurde: der spätere Steiger 10/50 PS war 
		geboren! 
 
		Steiger 
		als Beispiel für die Entwicklung und Krise der deutschen 
		Automobilindustrie in den 1920er Jahren Mit dem 
		Kriegsende 1918 war mit Rüstungsgütern kein Geld mehr zu verdienen, da 
		der Versailler Vertrag 1919 die deutschen Streitkräfte auf ein Achtel 
		des Vorkriegsstands reduzierte und sämtliche schweren Waffen verbot. 
		Zugleich war der Bestand an Kraftfahrzeugen in Deutschland durch die 
		Kraftstoffrationierungen und die Kriegsverluste sowie die Abgabe von 
		5.000 Lkw als Reparationen 1919 auf weniger als die Hälfte des 
		Vorkriegsstands gesunken, so dass hier mit einer steigenden Nachfrage zu 
		rechnen war. Es lag daher u.a. auch für Walther Steiger in Burgrieden 
		nahe, mit dem im Betrieb vorhandenen Know-how in den Fahrzeugbau 
		einzusteigen, statt zur (Vorkriegs-)Textil-produktion zurückzukehren. 
		Während die Anzahl der deutschen Pkw-Hersteller im Krieg mit 36-38 
		Unternehmen etwa gleichgeblieben war, stieg sie bis 1920 auf 53, 1921 
		auf 76, 1922 auf 87 und erreichte 1923 mit 93 Automarken einen absoluten 
		Höhepunkt. Die ständig 
		wachsende Zahl von Automobilherstellern und zugelassenen Pkw in 
		Deutschland (Juni 1919: 21.957, Juli 1923: 100.340) vermittelt den 
		Eindruck eines sehr dynamischen Wachstums. Dieser Erfolg täuschte: 
		Einerseits bestand bis 1924 ein Importverbot für ausländische Fahrzeuge, 
		andererseits gab es seit dem Krieg eine immer stärker wachsende 
		Inflation. Die zunehmende Geldentwertung führte bis 1923 nicht nur dazu, 
		dass deutsche Güter für das Ausland immer preisgünsti-ger wurden und 
		dahin exportiert werden konnten (Steiger verkaufte Autos sogar in die 
		USA); sie hatte auch zur Folge, dass wohlhabende Deutsche ihr Geld u.a. 
		in entwertungssichereren Kraftfahrzeugen anlegten. Zugleich bescherte 
		diese Entwicklung der Automobilindustrie einen Modernisierungsstau, weil 
		viele Firmen glaubten, auf dem Markt bestehen zu können und nicht 
		modernisieren zu müssen – eine krasse Fehleinschätzung! Als 1924 das 
		Importverbot aufgehoben wurde, standen die deutschen Kfz-Hersteller in 
		einem Wettbewerb, den sie nicht gewinnen konnten. Während bei Ford in 
		Detroit seit 1913 am Fließband produziert wurde und die US-amerikanische 
		Autoindustrie längst zur Ganzstahlkarosserie übergegangen war, setzten 
		deutsche Firmen immer noch veraltete und ineffiziente 
		Produktionsmethoden auf Vorkriegsstand ein und bauten teils noch in 
		Holz-Stahl-Bauweise. Außerdem verhinderte eine nur schleppend 
		vorankommende Normung ein effizientes Zuliefersystem, so dass man auf 
		eine hohe Sortimentsvielfalt an Teilen und eine hohe Fertigungstiefe 
		angewiesen blieb. Auch die Steiger-Kunden waren gezwungen, Ersatzteile 
		stets in Burgrieden bestellen zu müssen. Opel in Rüsselsheim führte 1924 
		als erster deutscher Hersteller die Fließbandproduktion ein und wurde 
		mit seinem Model T-ähnlichen „Laubfrosch“ (max. 20 PS, 60 km/h, 4.500.- 
		RM) prompt zum größten Automobilhersteller Deutschlands. Während Steiger 
		max. 28 Fahrzeuge im Monat produzierte, verließen bei Opel zeitgleich 
		bis zu 3.500 Fahrzeuge im Monat die Fabrik, d.h. mehr, als in Burgrieden 
		je hergestellt wurden! Wie übermächtig erst die US-Konkurrenz war, zeigt 
		sich in der weltweiten Kfz-Produktion des Jahres 1925: Während US-Marken 
		87% aller Automobile produzierten, kamen die deutschen Hersteller 
		zusammen nur auf 1,3%! Obwohl gerade 
		Steiger von Anfang an sehr stark auf Werbung gesetzt hatte, neben 
		Verkaufsfilialen auch auf Automessen vertreten war und tatsächlich ein 
		technisch gutes Produkt anbieten konnte, fiel das Unternehmen letztlich 
		aus betriebswirtschaftlichen Gründen einer „Marktbereinigungskrise“ in 
		den Jahren 1924-1926 zum Opfer – ebenso wie zwei Drittel aller deutschen 
		Automobilhersteller, bei denen es sich ganz überwiegend um 
		mittelständische Betriebe gehandelt hatte, die nach dem Weltkrieg in den 
		Fahrzeugbau eingestiegen waren. Selbst die Daimler-Motoren-Gesellschaft 
		und Benz & Cie. mussten nach Aktienspekulationen am Rand des Konkurses 
		stehend im Juli 1926 zur Daimler-Benz AG fusionieren, ihre Produktion 
		modernisieren und infolge dieser Rationalisierung die Preise senken, um 
		wieder wettbewerbsfähig zu werden. Steiger hatte weniger Glück: Der 
		Betrieb stellte Anfang 1926 die Produktion in Burgrieden ein. 
		Kunden und 
		Arbeitnehmer bei Steiger – ein Blick in die Sozialgeschichte der 1920er 
		Jahre Die Zahl der 
		Autos im Deutschen Reich hatte 1926 gerade einmal die 200.000er-Marke 
		überschritten, auf ein Kraftfahrzeug kamen durchschnittlich 147 
		Einwohner. Dies wundert einen nicht, wenn man bedenkt, dass selbst ein 
		Ford Model T in Deutschland ab 3.600.- RM zu haben war – dem 18fachen 
		Monatslohn eines Industriearbeiters. Selbst der günstigste Steiger war 
		mit 9.200.- RM (für den viersitzigen 10/50 PS-Tourenwagen), also dem 
		46fachen Monatslohn, für jeden Normalbürger völlig unerschwinglich – vom 
		Preis her gesehen baute man in Burgrieden ausschließlich 
		Oberklasse-Fahrzeuge. Der zweisitzige 12/70 PS-Sportwagen als teuerster 
		Steiger würde heute etwa einem Supersportwagen zum Preis eines Hauses 
		entsprechen. 
		Bei 
		solchen Preisen war natürlich auch die Kundschaft exklusiv. Zu den 
		Käufern eines Steigers gehörten etwa Unternehmer wie der Autofabrikant 
		Fritz von Opel und der Chemieindustrielle Wilhelm Merck, Prominente wie 
		der UFA-Schauspieler Willy Fritsch oder Adlige wie Alexander Erbgraf zu 
		Erbach, Alexander Graf von Faber-Castell, Heinrich Graf von Plauen und 
		Reinhard Freiherr von König-Fachsenfeld. Anscheinend soll auch 
		Reichspräsident Paul von Hindenburg einen Steiger besessen haben. Neben 
		diesen Großbürgern und Adligen waren es aber auch kleinere 
		Geschäftsleute und ein Arzt aus Laupheim, die sich einen Wagen aus 
		Burgrieden als Statussymbol leisteten. Bei Steiger 
		gab es jedoch nicht nur exklusive Kunden, sondern auch eine Belegschaft 
		von schätzungsweise rd. 500 Arbeitnehmern, von denen heute noch 316 
		namentlich bekannt sind. Von diesen waren mehr als zwei Drittel in der 
		Produktion tätig. Weil man möglichst viele Teile selbst herstellte, gab 
		es hier zum einen allein 17 verschiedene Abteilungen (Bohrerei, 
		Fräserei, Revolverdreherei,  Spitzendreherei, Schlosserei, Schmiede, Werkzeugmacherei, Chassismontage, Motorenmontage, Werkzeugausgabe, Material- und Teilekontrolle, Fertigteilelager, Endmontage zzgl. Karosserie-flaschnerei, Wagnerei, Sattlerei und Lackiererei), zum anderen benötigte man einen hohen Prozentsatz an ausgebildeten Metallfacharbeitern (43,4 %) und Handwerkern (12,7 %), aber nur eine geringe Zahl von betriebswirtschaftlich „günstigen“ Hilfsarbeitern für einfache Anlerntätigkeiten (12,3 %). Die am meisten bei Steiger vertretenen Berufe waren daher Schlosser, Dreher und Gießer (85 Arbeitnehmer = 26,9 %). Was die 
		Herkunft der Belegschaft von Steiger betrifft, so existieren nur für 216 
		Personen Angaben. Von diesen stammte fast die Hälfte (46,2 %) aus dem 
		nur 5 km entfernten Laupheim, von wo aus man bequem mit dem Fahrrad zur 
		Arbeit kam. Für die Meister im Betrieb hatte man nördlich vom 
		Firmengelände (an der heutigen Rotuferstraße) vier Mehrfamilienhäuser 
		errichtet. 
		Die 
		Technik der Steiger-Autos Firmenchef 
		Walther Steiger besaß als Chemiker keine 
		technisch-ingenieurwissenschaftliche Qualifikation, er blieb sein Leben 
		lang ein an technischen Fragen sehr interessierter Tüftler, der 
		gemeinsam mit erfahrenen Konstrukteuren Ideen umsetzte. Auch der von 
		Paul Henze entworfene 10/50 PS-Motor war mehr Liebhaberarbeit, als 
		technisch und betriebswirtschaftlich durchdachtes Produkt. Henze nahm 
		z.B. vermeidbare Konstruktionsmängel in Kauf, nur um das Motorengehäuse 
		durch geschmeidig abgerundete Ecken optisch ansprechend zu gestalten.  
		Er 
		verzichtete auf ein Kurbelwellenlager zwischen dem zweiten und dritten 
		Zylinder, um einen möglichst kurzen Motorblock bauen zu können. Das 
		Gehäuse war im oberen, eher sichtbaren Teil (Ventildeckel, 
		Nockenwellenkasten) aus Aluminiumguss statt günstigerem Grauguss und 
		auch die Auspuffrohre wurden werbewirksam vernickelt und auf Motorhöhe 
		außen an der Karosserie entlanggeführt. Henze experimentierte sogar mit 
		unterschiedlichen Auspuffformen und -durchmessern, um einen möglichst 
		„satten“ Klang des Wagens zu erzielen. Der 
		langhübige 10/50 PS-Motor erreichte bei einer max. Drehzahl von 2.400 
		U/min eine Leistung von 50 PS (37 kW), die ausreichte, um den 1500 kg 
		schweren Tourenwagen auf eine Höchstgeschwindigkeit von 95 km/h zu 
		beschleunigen. Um diese Leistung zu steigern, wurde für den 11/55 
		PS-Motor und den 12/70 PS-Motor einfach die Zylinder-bohrung von 
		ursprünglich 72mm auf 75mm bzw. 76mm aufgebohrt, was zu einem 
		vergrößerten Hubraum führte. Der Kunde 
		konnte bei Steiger aus einem Baukastensystem wählen: Es standen drei 
		unterschiedlich starke Motoren, drei Fahrgestelle mit unterschiedlichem 
		Achsabstand und sechs Fahrzeugausführungen als Zwei-, Vier- oder 
		Sechssitzer bzw. als Tourenwagen, Sportwagen oder Pullman Limousine zur 
		Verfügung. Da Steiger nur ein fahrtaugliches Chassis mit Motor und 
		Notsitzen auslieferte, konnte der Kunde sogar das äußere und innere 
		Aussehen seines späteren Wagens individuell bestimmen: Je nachdem, ob 
		man eine Karosserie bei Neuer & Thieme in Ulm-Söflingen, den Firmen 
		Reutter oder Auer in Stuttgart bzw. Autenrieth in Darmstadt bestellte, 
		sahen die Fahrzeuge immer unterschiedlich aus. Lediglich der bei allen 
		Autos identische Kühler verriet die Marke. 
		
		Ursprünglich hatte man bei Steiger überlegt, das gesamte Fahrzeug in 
		Burgrieden herzustellen; eine hohe Fertigungstiefe, die 
		betriebswirtschaftlich gesehen Wahnsinn gewesen wäre. Die Zahl der 
		Zulieferer blieb aber gering – die Lichtbogenzündung kam z.B. von Bosch 
		aus Stuttgart, das Soden-getriebe mit Gangschaltung im Lenkrad von der 
		Zahnradfabrik Friedrichshafen (ZF), der Vergaser von der Firma Zenith 
		aus Berlin und die Räder von Rudge-Whitworth aus dem englischen 
		Coventry.  |